Am 24. Oktober 2023 fand das elfte Symposium in Folge zum Thema "Kinderarmut" mit dem Schwerpunkt "Armutserfahrungen in der frühen Kindheit" im Theater am Werk in Wien statt. Die Veranstaltung konnte via Live-Stream auf puls24.at und 4gamechangers.io verfolgt werden. Moderiert hat Ani Gülgün-Mayr. Armut, insbesondere in den ersten Lebensjahren, hat nachweislich weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Leben der betroffenen Kinder. Das Sympsosium legte einen besonderen Schwerpunkt auf Armutserfahrungen in der frühen Kindheit, beginnend bei der Schwangerschaft bis zum Kindergarten.
"Mir wird übel, wenn ich höre, wer arm ist, soll einfach mehr arbeiten, oder dass man Mütter beim Jugendamt verpetzen soll, wenn sie ihrem Kind keine warme Mahlzeit mitgeben." Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe Österreich, unterstrich die Dringlichkeit im Kampf gegen Kinderarmut und kritisierte Vorurteile gegenüber armen Menschen. Er betonte die entscheidende Rolle der ersten Lebensjahre im Leben eines Kindes.
"Armut frisst Demokratie" Michael Häupl, Präsident der Volkshilfe Wien, hob die wiederkehrenden Themen Armut und Gesundheit in der sozialen Arbeit hervor und mahnte, dass Armut demokratische Defizite fördert.
"Das Thema ist mittlerweile in der Politik angekommen" Erich Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe Österreich, forderte einmal mehr die Rechte von Kindern ein und betonte die Bedeutung von Studien zur Armut bei Kleinkindern und ihren auch langfristig schädigenden Auswirkungen.
"Wenn es ein Programm gibt, das Armut sichert, Demokratie sichert, dann ist das die Einführung für die Kindergrundsicherung." Johannes Rauch, Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege & Konsumentenschutz, betonte die klare Evidenzlage und die Notwendigkeit einer Kindergrundsicherung. Rauch hob hervor, dass politische Unterstützung für diese Maßnahme entscheidend ist, um Armut zu bekämpfen und die Demokratie zu stärken.
"Die ersten 1.000 Tage zählen!" Caroline Culen, klinische Psychologin der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, betonte in ihrer Keynote die Bedeutung der ersten 1000 Tage im Leben eines Kindes: "Die ersten 1.000 Tage zählen." Armut bedeutet Mangel an Möglichkeiten, niedriges Einkommen, begrenzte Bildungschancen und hat unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen. Armut während der Schwangerschaft und Geburt gefährdet das Wohlbefinden, die psychische Gesundheit und birgt Risiken für Mütter und Babys, so Culen weiter.
"Keine Familie wird alleine gelassen" Steffi Heinel, Sozialarbeiterin bei der Volkshilfe Wien, präsentierte das Projekt "Frühen Hilfen". Dieses Präventionsangebot in Wien bietet belasteten Familien Unterstützung von der Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr des Kindes. Ziel des Projektes ist, Elternkompetenzen zu stärken und Hilfe bei verschiedenen Herausforderungen wie Unsicherheit im Umgang mit dem Kind, sozialen Belastungen und psychischen Problemen der Eltern anzubieten.
"Wir brauchen einen wachen Blick" Anja Kerle, Hochschullehrerin in der Sozialen Arbeit FH Vorarlberg, thematisierte in ihrer Keynote soziale Ungleichheit und Klassismus in der Elementarpädagogik und die Bedeutung von Chancengleichheit. Sie sprach über den "Early Excellence Ansatz", der die Bildungschancen für Kinder verbessern soll. Kerle betonte, dass Fachkräfte eine größere Sensibilität im Umgang mit Armut benötigen, um den Bedürfnissen und Wünschen betroffener Familien gerecht zu werden.
"Soziale Teilhabe armutsbetroffener Kinder" Daniele Gruber-Pruner, Bundesgeschäftsführerin der Kinderfreunde und Hanna Lichtenberger, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Fachexpertin für Sozialpolitik bei der Volkshilfe, haben sich in einer gemeinsamen Publikation damit auseinandergesetzt, wie man Kinderarmut im Kindergarten erkennen und handeln kann. Bei ihrer Keynote sprachen sie über die Herausforderungen, dieses Wissen im Alltag von Elementarpädagog*innen zu integrieren, da die zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für diese Berufsgruppe ohnehin unzureichend sind.
"Armut heißt kein Geld" Zum Schluss präsentierte Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger die Zahlen und Fakten im Zusammenhang mit der Kindergrundsicherung und unterstrich die Finanzierbarkeit, Realisierbarkeit und Durchführbarkeit dieses Konzepts in Österreich. Darüber hinaus erörterte er die demokratiepolitischen Implikationen von Armut, sprach über Strategien zur Bekämpfung der Kinderarmut und zog dabei Erkenntnisse aus dem Stand der Forschung in anderen Ländern.
Die Videos zu den Vorträgen werden in wenigen Tagen online gestellt. Danke an puls24.at und 4gamechangers.io für die Live-Übertragung.
Gefördert wurde die Veranstaltung durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.
25. Oktober 2023