Das war das Volkshilfe-Symposium 2021: Kinderarmut und Kindergrundsicherung

Über 600 Menschen im Live-Stream und 200 Menschen live vor Ort in der Wiener Arena. Das ist die Bilanz des heurigen Symposiums vom 11. Oktober in Zahlen. Viel wichtiger allerdings war der rege Austausch zu Ursachen und Bekämpfung von Kinderarmut, der die Expert*innen einte: wir kennen das Problem und wir kennen die Lösungen. Woran es fehlt ist der politische Wille zur Umsetzung.

Bereits zum achten Mal vernetzte die Volkshilfe Theoretiker*innen und Praktiker*innen aus dem Aktionsfeld Kinderarmut miteinander. Einen Tag lang sollte ein Randthema ins Rampenlicht gerückt werden. Dass dies ausgerechnet auf der Bühne der Wiener Arena passierte, einem legendären Ort der rebellischen Jugendkultur, war kein Zufall.

Key Notes zu Corona und Kinderarmut, dem politischen Anspruch von Sozialer Arbeit und dem Warum und Wie einer Kindergrundsicherung in Deutschland und Österreich konnten live vor Ort, online oder auf der Website von Puls4 mitverfolgt werden.

 

Hier eine kleine Nachschau zu den spannenden Themen

Karin Heitzmann, über die Lage der Kindermut durch Covid  

Karin Heitzmann ist Professorin am Institut für Sozialpolitik der WU Wien und Leiterin des Forschungsinstituts Economics of Inequality. Ihre Arbeiten zu den Themen "Armut" und "Soziale Ausgrenzung" gelten als Standardwerke. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich neben Fragen der Armutsbekämpfung auch mit einer möglichen Neuorientierung sozialstaatlicher Sicherung. Beim Symposium sprach sie über die Verschärfung von Kinderarmut durch Covid.

Für Karin Heitzmann ist klar: „Die Pandemie hat Ungleichheit verschärft, Lücken bei der Armutsbekämpfung, auch im Bereich der psychischen Gesundheit oder Bildung, treten verstärkt zu Tage.“ 

Jens Schubert, über das Bündnis Kindergrundsicherung in Deutschland

Jens Schubert ist Bundesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt und Sprecher des Bündnis Kindergrundsicherung. Dem breiten Bündnis gehören rund 50 Organisationen an. Seit 2009 sind sie aktiv, aber erst jetzt ist es gelungen, das Thema im Wahlkampf so stark sichtbar zu machen. Das Bündnis Kindergrundsicherung in Deutschland zeigt, dass es sich lohnt, wenn man hartnäckig und laut bleibt. Nur gemeinsam kann man Druck machen und Kinderarmut abschaffen.

"150 verschiedene Ehe- und Familienleistungen gibt es in Deutschland. Ich kenne sie nicht alle. Wie soll es da jemandem gehen, der diese Leistungen braucht und sich vielleicht noch schämt?" fragt Jens Schubert. Und den Neoliberalen sagt er: „Wenn man nicht ganz behämmert ist, muss es auch in eurem Interesse sein, Kinderarmut abzuschaffen.“ 

Erich Fenninger, über das Modellprojekt Kindergrundsicherung

Erich Fenninger beschäftigt sich als Direktor der Volkshilfe seit fast zwei Jahrzehnten intensiv mit dem Thema Armut und Ausgrenzung. 2019 hat er gemeinsam mit einem Team der Volkshilfe ein in Europa einzigartiges Modellprojekt gestartet. Zwei Jahre lang wurden armutsbetroffene Kinder in ganz Österreich mit einer Kindergrundsicherung unterstützt. Was das bei den Kindern bewirkt und verändert hat, zeigt die begleitende Forschung, die Fenninger an Hand einiger Beispiele präsentierte.

„Eine Mutter aus dem Forschungsprojekt hat uns erzählt, es tut ihr mehr weh, dass ihre Kinder nicht rebellieren, sondern die Armut akzeptieren. Eine Kindergrundsicherung kann viel bewegen, sie ist keine Utopie, sie ist leistbar, es gibt eine gesellschaftliche Mehrheit. Worauf warten wir also?“ Erich Fenninger

Hier kann man das Symposium 2021 als Ganzes nachsehen:

Fotos ©  Murtaza Elham

18. Oktober 2021

Das Symposium 2021 zum nachschauen

Danke an allen Redner*innen und Mitwirkenden!

Wir danken den UnterstützerInnen des Symposiums: