Armutsgefährdete Kinder in der Klimakrise

Armutsgefährdete Kinder in der Klimakrise

Die gesundheitlichen, psychischen und sozialen Folgen der Klimakrise sind bereits spürbar und werden in den nächsten Jahren weiter zunehmen. In Österreich ist bis 2085 mit bis zu 60 Hitzetagen pro Jahr zu rechnen. Armutsgefährdete Kinder sind davon besonders betroffen. Eine Studie von Volkshilfe und Gesundheit Österreich, finanziert mit dem Mitteln von "StartClim" bestätigt dies nun.

Volkshilfe und Gesundheit Österreich GmbH haben im Rahmen der Studie 99 armutsbetroffene Familien mit 190 Kindern nach ihrer Hitzebelastung befragt und wie sie sich davor in den eigenen vier Wänden und im öffentlichen Raum schützen können.

Hitze im Wohnraum wird von vielen der Befragten als belastend wahrgenommen. Rund ein Drittel gab für die eigenen Kinder eine sehr starke oder starke Belastung an. Dieser Belastung wird mit unterschiedlichen Strategien begegnet.

„Unsere Wohnung ist sehr, sehr heiß. Wir haben einen kleinen Ventilator, der verteilt nur die heiße Luft. Alles andere wäre zu teuer. Eines der Kinder hatte bereits einen Hitzeschlag."
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In fast allen Haushalten wird die Wohnung gelüftet (91 %), allerdings gab auch ein Fünftel der Familien an, die Fenster wegen Lärm oder Abgasbelastung nicht öffnen zu können. Viele der Haushalte gaben einen Bedarf nach Klimageräten (70 %) oder Außenrollos (30 %) an. Doch deren Anschaffung (30 % bei Außenrollo bzw. 49 % bei Klimageräten) und Betrieb (bei Klimageräten 21 %) sind für viele nicht leistbar sind.

„Wenn ich koche, heizt sich die Wohnküche noch mehr auf. Die Wohnung ist eigentlich zu klein und zu eng und dadurch auch zu heiß, aber wir können uns gerade nichts Größeres leisten.“
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Und auch im öffentlichen Raum finden die Familien nicht ausreichend Abkühlung. Ein großer Teil der Kinder klagt über Hitze im öffentlichen Raum, wie auf dem Spielplatz oder in Parks (36 %) oder auf der Straße. Fast die Hälfte (45 %) der Familien gab an, dass sie Aktivitäten wie einen Besuch im Schwimmbad oder einen Ausflug an einen See zwar gerne machen würden, sich dies aber nicht leisten könnten (44%).

„Tagsüber kühlt sich meine Tochter manchmal bei einer Wasserstelle am Spielplatz ab. Besuche im Schwimmbad können wir uns derzeit nicht leisten.‘“
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„Die Familien müssen ihre Wohnungen verlassen, weil sie bau- und ausstattungstechnisch zu wenig Hitzeschutz bieten, nur um dann im öffentlichen Raum mit ihren Kindern wieder vor verschlossenen Türen zu stehen, weil der Eintritt im Bad zu hoch, oder der Seezugang privat ist. Unser geforderter Ausbau öffentlicher Infrastruktur könnte für armutsbetroffene Kinder ein Willkommensklima schaffen. Wichtig wäre dabei auch die kindliche Perspektive miteinzubeziehen.“, betont unsere Kinderrmutsexpertin Hanna Lichtenberger, die an der Studie mitgearbeitet hat.

Vor dem Hintergrund der Befragung zeigt sich, dass sowohl klima- als auch sozialpolitische Maßnahmen gute Ansatzpunkte sind, um Familien in Armutslagen zu helfen und sie zugleich besser vor Hitze zu schützen. Kostenlose lokale öffentliche Infrastruktur wird zunehmend als eine wesentliche Klimaschutzmaßnahme gesehen, die klimafreundliches Leben leichter und selbstverständlich macht. In der sozialpolitischen Forschung wird darauf verwiesen, dass der breite Ausbau solcher Infrastruktur zu höherer Qualität führe als fokussierte – nur für in Armut lebende Menschen ausgerichtete – Maßnahmen.

27. Juli 2023

STUDIE: Armutsgefährdete Kinder in der Klimakrise

Studienautor*innen & Kontakt

Studienautor*innen
Ernest Aigner, Katharina Brugger, Andrea E. Schmidt, (Gesundheit Österreich) & Hanna Lichtenberger (Volkshilfe)

Rückfragen
hanna.lichtenberger[at]volkshilfe.at